Kirk an Enterprise

Verantwortung - ein Akt der Pflicht oder Lust?

 

Captain James T. Kirk, Kommandant der USS Enterprise, ist mein Vorbild. Mit Augenzwinkern. Sein Enthusiasmus, ein Raumschiff mit Besatzung zu unbekannten Zielen zu führen, zeigt seinen Forschergeist und seinen Führungswillen. Seine Überzeugung, menschliche Unvollkommenheit in Entscheidungen einfließen zu lassen und sich damit gegen den intellektuell überlegenen, jedoch emotional deprivierten Ersten Offizier Spock durchzusetzen, unterstreicht seine Vorliebe für menschliche Schwäche gegenüber technokratischer Perfektion. Und seine Versuche, auch in brenzlichen Situationen eine attraktive Weltraum-Prinzessin zu umgarnen, nicht ohne vorher ein bisschen den Bauch unter der Uniform einzuziehen, zeugen von Charme in Kombination mit sympathischer Selbstüberschätzung.

Konnte ich selbst davon profitieren? Nur sehr bedingt. Ein Raumschiff kann ich nicht durchs Universum leiten. Ich tu mir schon schwer bei einem Segelboot am Neusiedler See. Es ließe sich nun die Frage stellen: Ist dieser Weltraum-Macho des noch in der fernen Zukunft liegenden 22. Jahrhunderts in irgendeiner Passform brauchbar für zeitgemäße Überlegungen? Mag er vielleicht sogar als Vorbild herhalten? Ich muss diese Frage provokant mit einem deutlichen JA beantworten! William Shatner verkörpert den James Kirk in idealtypischer Weise. Denn: Kirk könnte jeder sein! Er kommt nicht vom elitären Planeten Vulkan. Sondern aus Iowa! Die ländliche Projektionsfläche lockte sicherlich nicht nur mich in die Identifikations-Falle. Ich komme auch nicht vom Vulkan. Sondern aus Nussdorf. Eben. Und mein Intellekt ist vergleichbar mit dem von Spock bestenfalls subaltern.

Wenn Spock die Verantwortung für die Enterprise übernehmen muss, dann ist es für ihn ein Akt der Pflicht. Für Kirk hingegen ist es Lust. Pure Lust. Wenn Spock auf der Brücke das Kommando innehat - Kirk muss vielleicht gerade Klingonen bekämpfen oder Prinzessinnen betören - dann agiert die restliche Führungscrew mit perfektionistischer Anspannung. Führt Kirk das Kommando, dann sind die anderen nahezu inspiriert.

Was könnte der Grund dafür sein? Spock verlangt von jedem – und konsequenterweise von sich selbst am meisten – andauernde Perfektion. Kirk hingegen vertraut auf die Stärken seines Teams und lässt sie Menschen sein. Oder Vulkanier eben. Und auch die Klingonen nimmt er so, wie sie eben sind. Und schlau genug ist er zu wissen, dass er sich letztendlich immer auf das loyale Super-Hirn Spock verlassen kann.

Ist doch zeitgemäß, oder?