Zugreifen und Loslassen

Auf Anspannung muss Entspannung folgen!

 

Vom eigenen Erlebten gehe ich gerne aus. Mit Leidenschaft und wie ich hoffe auch mit ein bisschen Hirn und Strategie habe ich meinen Beruf über ein Jahrzehnt, nein, nicht ausgeübt, sondern gelebt. Da durfte dann auch ein bisschen Selbstdarstellung mit dabei sein. Und noch wichtiger als Herz und Hirn: Mit Feuer bei der Sache sein!
In Anlehnung an Simon Sinek propagieren zeitgeistige Coaches und Business- Trainer gerne das Folgende:

Nicht das WAS oder das WIE stehen im Vordergrund, wenn du eine Idee oder ein Produkt bewerben willst, sondern das WARUM!

Und dann schauen Sie sich einmal Videos von Simon Sinek an, in denen er diese Ideen propagiert. Ich möchte jetzt seinem Leitgedanken des WARUM nicht gänzlich widersprechen, jedoch: Simon Sinek bringt seine Botschaft beim Publikum – und auch ich konnte und wollte mich seinem Charisma nicht entziehen – nicht wegen des WARUM ins Ziel. Sondern deshalb, weil er für seine Botschaft mit jeder Faser seiner Physis zu brennen scheint! Sein ganzes Wesen vibriert glaubhaft, wenn er seine Message: „Start with WHY!“ vermittelt. Dies kann er auch deshalb, da seine Gedanken stringent und seine Schlussfolgerungen sowohl treffsicher wie brillant sind. Doch aus meiner Sicht ausschlaggebend ist das Feuer, mit dem er diese Botschaft vermittelt.

Im oben erwähnten Jahrzehnt, in welchem ich mit Leidenschaft als Direktor einer niederösterreichischen Schule tätig war, habe ich die Familien, bestehend aus Eltern und Schülern, als unsere Kunden betrachtet. Im positivsten Sinn des Begriffs. Und bei einem zunehmend attraktiveren Produkt, als welches sich unser Standort entwickeln konnte, fiel es mir auch leicht, dies mit persönlichem Feuer zu vermitteln. Und ich habe zugegriffen. Auf meine Energie, auf die Chance, als Führungskraft tätig und dabei erfolgreich zu sein.
Es gibt zahlreiche geistige Gesetze, auf die ich immer wieder zu sprechen kommen werde. Eines davon ist das Gesetz des Rhythmus. Auf Anspannung muss Entspannung folgen. Sonst führt die andauernde Anspannung zu Krämpfen. Oder anders ausgedrückt: Auf Zugreifen muss irgendwann Loslassen erfolgen. So auch in meinem Fall. Gründe dafür gibt es zahlreiche. Solche, die in mir liegen und solche von außerhalb, die letztendlich die innen liegenden nur weiter verstärken. Eine solche Sichtweise hat stark mit Eigenverantwortlichkeit zu tun.

Sodann. Meine proaktive Spannung verschwand, das Feuer erlosch. Und wenn du als Führungskraft eine solche Entwicklung bei dir bemerkst, dann gibt es a la longue (zitiert nach Schneckerl Prohaska) nur eine Option. Altes loslassen, diese Türe schließen. In die Entspannung gehen. Und die Energie auf Neues lenken. Und wohltuend bemerken, wie dort das Feuer wieder zu knistern beginnt. Dann beginnt ein anderes Gesetz zu wirken, nämlich das der Energie. Doch davon gerne ein anderes Mal.